UNO-Projekt Bonn

24.10.2016 23:27

"Würde des Menschen"

Die Arbeit von Michael Gatzke thematisiert die Konzeption verfassungsrechtlich verankerter Grundrechte im Kontext zu deren z.T. fragiler Umsetzung in den realen Weltsituationen.

"Der letzte Zweck des Staate ist nicht, zu herrschen noch die Menschen in Furcht zu halten oder sie fremder Gewalt zu unterwerfen, sondern vielmehr den einzelnen von der Furcht zu befreien, damit er so sicher als möglich leben und sein natürliches Recht zu sein und zu wirken ohne Schaden für sich und andere vollkommen behaupten kann. (...) Der Zweck des Staates ist in Wahrheit die Freiheit." (Baruch de Spinoza - 1670)

Die Menschenwürde kann niemendem genommen werden, weil sie dem Menschen durch seine bloße Existenz eigen ist. Alle Menschen haben unabhängig von ihren Unterscheidungsmerkmalen wie Herkunft, Geschlecht, Alter oder Zustand denselben Wert, der über aller staatlichen Gewalt steht und ohne Einschränkung zu schützen ist. Diese Menschenrechtsidee wurde von allen entwickelten Staaten als evident richtig erachtet und in der Regel in deren Verfassungen verankert. Dabei ist auffällig, dass die gewählten Formulierungen staatenübergreifend einen hohen sprachlichen Deckungsgrad aufweisen. Die Geschichte zeigt aber leider auch, dass gewonnene Menschenrechtsstandards jederzeit wieder eingeschränkt oder sogar verloren gehen können. Die Sicherung des Überlebens und die Möglichkeit einer selbstbestimmten Lebensführung sind ebenso wenig selbstverständlich wie die Erhaltung grundrechtlicher Standards der Bürger gegenüber ihrem Staat.

Die Arbeit von Michael Gatzke besteht aus 200 weißen Holzstelen, auf denen jeweils Kernsätze zur Menschenrechtsidee aus Verfassungen entwickelter Staaten überwiegend in deren Originalsprachen aufgebracht sind. Das gewählte Material Holz symbolisiert die Dichte, Stabilität, Festigkeit, Widerstandsfähigkeit, Resistenz, Haltbarkeit der Menschenrechtsidee. Die Stelen werden auf öffentlichen Plätzen in Bonn im Rahmen einer Kooperation mit der Alanus Hochschule Alfter zu den Feierlichkeiten 20 Jahre UNO-Stadt Bonn so platziert, dass sie den Betrachtern Wege versprerren und diese zu kurzen Stopps bzw. Umwegen verleiten. Damit konfrontiert der Künstler die Bürger, dass Menschenrechtsstandards Raum beanspruchen und bei ihrer Berücksichtigung aufhalten und behindern können und müssen. Schließlich folgt aus der losen Positionierung (die Stelen sind nicht mit dem Boden verankert) die Fragilität der Grundrechte: sie können jederzeit umgestoßen oder sogar entfernt werden.

 

Kontakt

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