contemporary art ruhr (C.A.R.) 2017, die innovative Kunstmesse, 27.-29. Oktober, Welterbe Zollverein

24.10.2017 18:04

Michael Gatzke gehört zu den "selcted talents" der C.A.R. 2017.

Salamis oder die Verteidigung Europas

"Hin mit lautem Rufen nun stürzte das Volk zu den Schiffen. Empor stieg unter dem Fußtritt finsterer Staub in die Luft. Sie ermunterten einer den andern, anzugreifen die Schiff', und zu ziehen in die heilige Meerflut. Und man räumte die Graben; es scholl gen Himmel der heimwärts strebenden Ruf, und den Schiffen entzog man die stützenden Balken" (Homer, Ilias, 2. Gesang, Vers 150).

In der Seeschlacht von Salamis, die 480 v. Chr. vor einer Insel in der Nähe von Athen stattfand, standen sich die Seestreitkräfte der Griechen und Perser gegenüber. Die Perser waren das expandierende Volk aus dem Osten, mit großer militärischer Macht und den Griechen deutlich überlegen. Den Griechen erschien die Lage deshalb ziemlich aussichtslos. Um Abhilfe zu schaffen, fragte der griechische Feldherr Themistokles das Orakel von Delphi um Rat. Die Antwort des Orakels war: "Sucht Schutz hinter hölzernen Mauern!" Diesen Ausspruch interpretierte Themistokles so, dass nur ihre hölzernen Boote Schutz gegen die Perser bieten konnten; andere allerdings glaubten, man solle die Stadtmauer ausbauen. Themistokles konnte den Rat jedoch überzeugen, die Schlacht von der Flotte austragen zu lassen. Die Griechen waren nun mit ihren 380 Schiffen zum Kampf gegen die  600 Galeeren der Perser bereit und lichteten die Anker. Der Angriff der Perser erfolgte nur wenig später. Nun nahm die Schlacht ihren Lauf als deren Ergebnis ein Großteil der persischen Schiffe versenkt wurden. Die verheerend geschlagen Angreifer ergriffen mit den verbliebenen Booten die Flucht. Das Mittelmeer bei Salamis blieb blutrot gefärbt zurück.

Die Seeschlacht von Salamis wird von Historikern als Zentralereignis in der abendländischen Geschichte gewertet, das die Zivilisation Europas gegen den Ansturm aus dem Osten zu behauptete. Auf der einen Seite stand Europa für "Freiheit und Demokratie" - schließlich wurde in dieser Zeit die "attische Demokratie" begründet, die bis heute die Wiege des demokratischen Europa ist. Auf der anderen - der persisch- asiatischen - Seite verortete der Geschichts-schreiber Herodot "Despotismus" als ein System der Gewaltherrschaft. Der erfolgreiche griechische Abwehrkampf gegen die Perser stellt eine Wegmarke der europäischen Entwicklung dar. Bei einer Niederlage hätte es für das persische Heer keine Barrieren mehr gegeben: Sie hätten das persische Reich nach Kontinentaleuropa ausgedehnt. Dabei wäre vermutlich die griechische Kultur ebenso verschüttet worden, wie das Imperium Romanum wohl nie entstanden wäre. Die Geschichte Europas hätte andersgeschrieben werden müssen.

Aktuell wiederholt sich die Geschichte. In etwas anderer Gestalt. Der Ansturm kommt aus dem Süden und Osten. Aber wieder übers Mittelmeer. Es sind keine Eroberer, die sich da nähern, es sind Menschen auf der Suche nach Frieden und (wirtschaftlicher) Sicherheit. Soll Europa wieder Schutz hinter (hölzernen) Mauern suchen?


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